Oft bekomme ich diese Frage gestellt. Und stets sage ich dann: „Der Zufall oder vielleicht auch das Schicksal haben es so gewollt. Genauer gesagt, hat mich 1995 die Schwiegermutter eines Bestatters gefragt, ob ich mir vorstellen könnte Trauerreden zu halten. Was sie auch dazu bewegt haben mag, gerade mich anzusprechen. Es brachte etwas in Gang bei mir.“
Drei Jahre zuvor hatte ich eine Seelsorge-Ausbildung erhalten und mich seitdem regelmäßig mit den Themen Tod und Trauer auseinander gesetzt. Nun sollte es aber noch ein Stück weiter gehen: Menschen aufsuchen, die gerade einen Angehörigen verloren haben und ihre Situation nachfühlen. Das Leben eines Verstorbenen in einer ausführlichen Rede Revue passieren lassen, so dass jeder im Raum den Verstorbenen auch wiedererkennt. Außerdem Trost schenken, Mitgefühl zeigen und auf dem letzten schweren Weg begleiten. Bis zum bitteren Ende. Bis zur letzten Ruhestätte. Das war schon eine Herausforderung. Wollte ich das wirklich?
Ich habe nicht gleich „Ja“ gesagt. Ich habe nachgedacht, mich informiert, gelernt, hin und wieder an mir gezweifelt, gezögert und dann doch „Ja“ gesagt. Und es war gut so. Bis heute habe ich diesen Schritt nicht bereut. Im Laufe der Jahre bin ich in diese Aufgabe hineingewachsen, habe sie angenommen. Und natürlich auch immer weiter dazu gelernt. So komisch es vielleicht klingt: Ich tue es gerne. Nicht nur für mich und weil ich damit Geld verdiene, sondern auch als Dienst am Menschen.